Freitag, 12. August 2016

Kultur sind gelebte Antworten

Im Profil: Dr. Bernd Schmid
Sein Credo: Kultur sind gelebte Antworten
Sein Starkmacher: Immer wieder erleben, wie die Saat aufgeht

Bernd Schmid rät neue Ideen im Kleinen auszuprobieren. Er nennt das Versuchsgärtchen. Aus seinem Versuchsgärtchen ist inzwischen auch durch das isb in Wiesloch ein blühender Garten geworden. 

„Wer neue Antworten will, muss neue Fragen stellen“, sagte einst Goethe. Und da gebe ich ihm Recht. Deswegen portraitiere ich die Menschen, mit denen wir es während unseres Curriculums „Systemische Organisationsentwicklung und Changemanagement“ 
zu tun haben anhand von Fragen. Und da wir den Gründer des Instituts, Dr. Bernd Schmid in einer Fragerunde und bei einer Beratung erleben durften, nähere ich mich auch dem Denken und der Person von Dr. Bernd Schmid anhand von Fragen.


Dr. Bernd Schmid antwortet ganz entspannt
Was war Ihre größte Herausforderung?
Dr. Bernd Schmid: Da fällt mir jetzt nicht der große Moment ein. Mein Leben und Denken hat viel mit Beständigkeit zu tun. Ich habe vor mehr als 40 Jahren mit dem Kulturbegriff mein Thema gefunden und das fasziniert mich heute noch. Heraus-fordernd war es für mich, meine Ideen, von denen ich immer viele hatte, zu bändigen, auf die Straße zu bringen und die Menschen davon zu begeistern.

Mit dem isb haben Sie ein eigenes Institut gegründet, um den systemischen Ansatz in Beratung Coaching und Organisationsentwicklung „auf die Straße zu bringen“.
Mir war und ist es wichtig, dem Ruf nach einfachen, schnellen Antworten etwas entgegen zu setzen. Denn Antworten muss man leben, durchdenken, mit Logik, Didaktik und Programmatik unterlegen, um sie teilbar zu machen. Nur so kann es meiner Ansicht nach gelingen, substantiell und verantwortungsvoll Veränderungsprozesse zu begleiten.

Kultur ist ja heute ein Modetrend in der Wirtschaft. Jeder Unternehmer spricht davon, (fast) jede Personalabteilung will die Kultur unbedingt schnell positiv entwickeln. Freut Sie das?
Ich stelle immer wieder fest, dass das, was sich in meinem Kopf als Idee festsetzt, später Trend wird. Mit der Kulturentwicklung ist es so. Natürlich freut mich das, aber meine Freude geht nicht so weit, alles gut zu finden, was jetzt unter dem Deckmäntelchen der Kultur veranstaltet wird. Viel zu häufig appellieren selbsternannte Epigonen an die Sehnsüchte der Menschen und propagieren einfache To-Do-Listen, die keine nachhaltige Entwicklung bewirken können. Kultur ist aber das, was wirkt, unmittelbar, langfristig. Und daher setze ich auf Didaktik und Programmatik, um den Nährboden für diese Kulturentwicklung zu schaffen und das Wachsen sorgfältig zu begleiten.

Wie gewinnen Sie Ihre Ideen?
Ich bin kein systematischer Planentwickler. Meine Gabe ist es, Entwicklungen intuitiv zu erkennen. Diese Intuition arbeitet dann in mir, ich stelle mir Fragen. Und plötzlich, häufig morgens unter der Dusche, habe ich dann Antworten auf meine Frage. Diese protokolliere ich dann.

Sie haben inzwischen viele Gedanken, Ansätze und Modelle in zahlreichen Büchern und Aufsätzen „protokolliert“, ein eigenes Institut mit bisher mehr als 4.000 Absolventen und eine Stiftung gegründet. Sie gelten als Pionier und Leitfigur in der Beratungs- und in der OE-Branche, sind Ehrenmitglied der Systemischen Gesellschaft, Ehrenvorsitzender im Präsidium des DBCV(Deutscher Bundesverband Coaching) und mehrfacher Preisträger. Gibt es eine Aufgabe, die Sie noch reizt?
Ein Unternehmensentwicklungsprojekt, das die Verantwortungsketten erkennt und anerkennt, die Globalisierung mit sich bringt, das bei einem hohen Reifegrad aller Player berufsbezogenes Lernen mit dem Arbeitsalltag kombiniert, das eine Kultur schafft, in der jeder Kompetenz erwerben kann, das die Lebensqualität der Kinder und Kindeskinder miteinbezieht, ein solches Projekt orientierungsgebend zu begleiten, das würde ein hintergründiges Leuchten in meinen Augen erzeugen. Aber auch bei diesem Projekt ist es wie bei allem, was man neu initiiert. Es gilt Neues erst einmal im Kleinen auszuprobieren. Ich nenne das (m)ein Versuchsgärtchen. Wenn es dort gelingt, macht es Schule und kann auf größere Bühnen übertragen werden.


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