Im Profil: Dr. Bernd Schmid
Sein Credo: Kultur sind
gelebte Antworten
Sein Starkmacher: Immer
wieder erleben, wie die Saat aufgeht
Bernd Schmid rät neue Ideen im Kleinen auszuprobieren. Er nennt das Versuchsgärtchen. Aus seinem Versuchsgärtchen ist inzwischen auch durch das isb in Wiesloch ein blühender Garten geworden. |
„Wer neue Antworten will, muss neue Fragen stellen“, sagte einst Goethe.
Und da gebe ich ihm Recht. Deswegen portraitiere ich die Menschen, mit denen
wir es während unseres Curriculums „Systemische Organisationsentwicklung und Changemanagement“
zu tun haben anhand von Fragen. Und da wir den Gründer des Instituts,
Dr. Bernd Schmid in einer Fragerunde und bei
einer Beratung erleben durften, nähere ich mich auch dem Denken und der Person
von Dr. Bernd Schmid anhand von Fragen.
Dr. Bernd Schmid antwortet ganz entspannt |
Was war Ihre größte Herausforderung?
Dr. Bernd Schmid: Da fällt
mir jetzt nicht der große Moment ein. Mein Leben und Denken hat viel mit
Beständigkeit zu tun. Ich habe vor mehr als 40 Jahren mit dem Kulturbegriff
mein Thema gefunden und das fasziniert mich heute noch. Heraus-fordernd war es
für mich, meine Ideen, von denen ich immer viele hatte, zu bändigen, auf die
Straße zu bringen und die Menschen davon zu begeistern.
Mit dem isb haben Sie ein eigenes Institut gegründet, um den
systemischen Ansatz in Beratung Coaching und Organisationsentwicklung „auf die
Straße zu bringen“.
Mir war und ist es wichtig,
dem Ruf nach einfachen, schnellen Antworten etwas entgegen zu setzen. Denn
Antworten muss man leben, durchdenken, mit Logik, Didaktik und Programmatik
unterlegen, um sie teilbar zu machen. Nur so kann es meiner Ansicht nach
gelingen, substantiell und verantwortungsvoll Veränderungsprozesse zu
begleiten.
Kultur ist ja heute ein Modetrend in der Wirtschaft.
Jeder Unternehmer spricht davon, (fast) jede Personalabteilung will die Kultur
unbedingt schnell positiv entwickeln. Freut Sie das?
Ich stelle immer wieder
fest, dass das, was sich in meinem Kopf als Idee festsetzt, später Trend wird.
Mit der Kulturentwicklung ist es so. Natürlich freut mich das, aber meine
Freude geht nicht so weit, alles gut zu finden, was jetzt unter dem
Deckmäntelchen der Kultur veranstaltet wird. Viel zu häufig appellieren
selbsternannte Epigonen an die Sehnsüchte der Menschen und propagieren einfache
To-Do-Listen, die keine nachhaltige Entwicklung bewirken können. Kultur ist
aber das, was wirkt, unmittelbar, langfristig. Und daher setze ich auf Didaktik
und Programmatik, um den Nährboden für diese Kulturentwicklung zu schaffen und
das Wachsen sorgfältig zu begleiten.
Wie gewinnen Sie Ihre Ideen?
Ich bin kein systematischer
Planentwickler. Meine Gabe ist es, Entwicklungen intuitiv zu erkennen. Diese
Intuition arbeitet dann in mir, ich stelle mir Fragen. Und plötzlich, häufig
morgens unter der Dusche, habe ich dann Antworten auf meine Frage. Diese
protokolliere ich dann.
Sie haben inzwischen viele
Gedanken, Ansätze und Modelle in zahlreichen Büchern und Aufsätzen „protokolliert“, ein eigenes Institut mit bisher mehr
als 4.000 Absolventen und eine Stiftung gegründet. Sie gelten als Pionier und
Leitfigur in der Beratungs- und in der OE-Branche, sind Ehrenmitglied der
Systemischen Gesellschaft, Ehrenvorsitzender im Präsidium des DBCV(Deutscher
Bundesverband Coaching) und mehrfacher Preisträger. Gibt es eine Aufgabe, die
Sie noch reizt?
Ein Unternehmensentwicklungsprojekt, das die Verantwortungsketten
erkennt und anerkennt, die Globalisierung mit sich bringt, das bei einem hohen
Reifegrad aller Player berufsbezogenes Lernen mit dem Arbeitsalltag kombiniert,
das eine Kultur schafft, in der jeder Kompetenz erwerben kann, das die
Lebensqualität der Kinder und Kindeskinder miteinbezieht, ein solches Projekt
orientierungsgebend zu begleiten, das würde ein hintergründiges Leuchten in
meinen Augen erzeugen. Aber auch bei diesem Projekt ist es wie bei allem, was
man neu initiiert. Es gilt Neues erst einmal im Kleinen auszuprobieren. Ich
nenne das (m)ein Versuchsgärtchen. Wenn es dort gelingt, macht es Schule und
kann auf größere Bühnen übertragen werden.
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