Donnerstag, 28. Juli 2016

Klarheit in der eigenen Verantwortung

Im Profil: Irmina Zunker


Ihr Credo: Klarheit in der eigenen Verantwortung gewinnen


Ihr Starkmacher: Das Gefühl, sinnvoll und wirksam sein zu können


"Wer neue Antworten will, muss neue Fragen stellen", sagte einst Goethe. Und da gebe ich ihm Recht. Deswegen portraitiere ich die Menschen, mit denen wir es während unseres Curriculums "Systemische Organisationsentwicklung und Changemanagement" zu tun haben anhand von Fragen. Antworten gibt dieses Mal Irmina Zunker, die uns durch zwei Bausteine begleitete. Durch den Baustein 4 "Verantwortungskultur und Kulturentwicklungen in Organisationen" und den Baustein 5 "Veränderungen in Szene setzen: Umsetzung, Implementierung und Intervention". 

Was macht für Sie einen guten Berater aus?
Irmina Zunker: Das wichtigste ist für mich Kontaktfähigkeit, ganz unabhängig vom Thema und auch davon, ob es um Coaching oder einen großen Organisationsentwicklungsprozess geht. Ein guter Berater bzw. eine gute Beraterin ist für mich jemand, der in der Lage ist zu begreifen, was dem Kunden in seiner Rolle wichtig ist und welche Wirkung dies auf die Organisation, das Umfeld hat. Was gute Beratung zudem ausmacht, ist ein großer Fundus an Modellen und Landkarten, viel Erfahrung und passende Inszenierungsideen. So kann Beratung kokreativ mit dem Kunden gelingen. 

Wie wurden Sie selbst Beraterin?
Über viele Umwege. Mein Studium der Germanistik und Politikwissenschaft hat mich ehrlich gesagt etwas gelangweilt. Aber als ich mich dann im Studium Generale mit den kommunikativen Aspekten von Sprache, mit Kommunikations- und Rhetoriktheorie befassen konnte, war eine Leidenschaft geweckt. Sprache erzeugt Welten, Sprache macht Austausch möglich. Damit hatte ich mein Thema.

Und wie kamen Sie in Kontakt mit dem isb?
Einer meiner Mitbewohner in der Studenten-WG war einer der ersten Praktikanten am isb und ganz erfüllt von dieser Art zu lernen und zu arbeiten. Und natürlich ließ er uns als seine WG-Genossen in zahlreichen Gesprächen an diesen Erfahrungen teilhaben. Als ich dann etliche Jahre später in der Elternzeit war und mir überlegte, wie ich diese Zeit für mich sinnvoll nutzen könnte, erinnerte ich mich an diese Gespräche und meldete mich am isb an. Nach meinem Master-Curriculum fragte mich Bernd Schmid, ob ich nicht als Lehrtrainerin am isb arbeiten möchte. Und das mache ich jetzt seit 2003 sehr, sehr gerne. 

Wodurch zeichnet sich für Sie der systemische Ansatz aus?
Dass man sich als Berater im Klaren darüber ist, dass es nie nur eine Wirklichkeit gibt, sondern dass jede Frage, jedes Problem, jede Aufgabe von ganz vielen Einflussgrößen mitbestimmt wird. Dazu zählen die Kultur, die Rahmung, der Reifegrad, die Passung, all das wirkt auf jeden Einzelnen ein. Nur wenn man das System, in dem jeder lebt und arbeitet, als Hintergrund miteinbezieht, kann man Lösungen finden, die umsetzbar sind. 





In Ihren Bausteinen sprechen Sie immer wieder darüber, dass Kultur mehr eine Frage des Wie als des Was ist. Was macht dieses "Wie" am isb aus?
Das Wie ist gekennzeichnet durch die Haltung, durch Wertschätzung und Verantwortungsklarheit. Wir versuchen am isb eine Kultur zu schaffen, in der die Teilnehmer gut miteinander lernen können. Und wie versuchen jedem, das Know-how und die Modelle und Methoden zu vermitteln, damit er sich in seiner eigenen Wirklichkeitsform erleben und selbst steuern kann. 

Verantwortungsdialog ist einer Ihrer zentralen Themen. Können Sie diesen Dialog in einem Satz beschreiben?
Damit ist die wechselseitige Klärung der Verantwortungsbeiträge zwischen Menschen gemeint, die in einer wie auch immer gearteten Beziehung zueinander stehen, damit sie ihre Möglichkeiten, Erwartungen und auch Grenzen erkennen und gemeinsam einen Prozess voranbringen können.

Setzen Sie diesen Verantwortungsdialog mit den Teilnehmern am isb um?
Ich versuche jeden einzelnen dafür zu sensibilisieren, welche Dimensionen zusammenspielen, damit man Verantwortung wahrnehmen kann. Während meiner Bausteine lade ich dazu ein, Kompetenzen zu entwickeln, um diesen Verantwortungsdialog in der jeweiligen Organisation führen zu wollen und zu können.

Das Bersteigermodell, das wir in einem anderen Baustein kennengelernt haben, verdeutlicht, dass man für jeden Weg die richtige Ausrüstung braucht. Was möchten Sie den Teilnehmern als Irmina-Proviant mit auf den Weg geben?
Dass sie liebevoll umgehen mit dem, was ist. Dass sie wertschätzen, wo sie, wo andere gerade stehen. Fritz Pearls Aussage, "Was ist, darf sein, und was sein darf, kann sich verändern", birgt für mich viel Kraft. Und diese will ich vermitteln. Denn auch wenn es auf den ersten Blick widersprüchlich wirkt, kann meiner Erfahrung nach Veränderung nur stattfinden, wenn man das Jetzt annimmt, Ja dazu sagt. Dass jeder einzelne die innere Freiheit in sich erkennt, wie, wann und welche Veränderung möglich ist und sich klar wird über seinen eigenen Verantwortungsbeitrag bei diesem Prozess, das möchte ich gerne vermitteln. 

Was gibt Ihnen Kraft?
In erster Linie meine Familie und das Gefühl, dass ich sinnvoll und wirksam sein kann. Und auch wenn ich Sport nicht liebe, habe ich ihn als Kraftquelle für mich entdeckt. Ich walke und übe mich mindestens zweimal die Woche in Yoga. Die Asanas beim Yoga geben mir die Möglichkeit, ganz unmittelbar bei mir anzukommen. Zudem erkenne ich in der Lehre, die hinter den Übungen steht, und meiner Arbeit als Beraterin immer wieder Parallelen. So trifft die Weisheit "Das meiste Leid entsteht durch Unwissenheit" auf beide Bereiche zu. 




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