Im Profil: Markus Schwemmle
Sein Credo: Menschen dort abholen, wo sie stehen
Sein Geheimnis: Immer wieder Lernfelder schaffen, die neugierig und Lust aufs Experimentieren schaffen
Starke Metaphern nutzen: Markus Schwemmle veranschaulicht das Bergsteiger-Modell |
"Wer neue Antworten will, muss neue Fragen stellen", sagte einst Goethe. Und da gebe ich ihm Recht. Deswegen portraitiere ich die Menschen, mit denen wir es während unseres Curriculums "Systemische Organisationsentwicklung und Changemanagement" zu tun haben anhand von Fragen. Dieses Mal Markus Schwemmle, der uns nach dem Baustein 1 "Systemische Kompetenzen im Veränderungsprozess" auch den Baustein 3 "Diagnose, Architektur und kulturorientierte Organisationsentwicklung" nahe gebracht hat. Also 10 Fragen - 10 Antworten.
Sie veranstalten Anfang Mai in München den Biographiefaktor-Kongress. Eine zentrale Aussage lautet: "Wie unser Lebensweg beeinflusst, was wir werden." Was an Ihrem Lebensweg hat darauf hingedeutet, dass Sie heute Lehrtrainer am isb sind?
Mein erstes Coaching fand im Alter von fünf Jahren statt. Einer meiner Freunde, zwei Jahre jünger als ich, sprach nicht. Und ich habe diesen Druck gespürt, der auf ihm lastete, das Drängen und die Ungeduld seiner Eltern. Druck und nochmals Druck und der Junge bekam kein Wort heraus. Das wollte ich ändern und so nahm ich mir vor zu intervenieren. Wobei ich das als Kind natürlich nicht so bezeichnet habe. Ich wollte ihm ganz einfach dabei helfen, mit dem Sprechen zu beginnen.
In der Langform ist diese Geschichte übrigens unter dem Titel "Mein erstes Coaching im Alter von 5 Jahren" in Markus Schwemmles Blog nachzulesen.Mit Menschen zu arbeiten und Impulse zu geben, war meine innere Triebfeder.
Da lag ein Psychologie-Studium nahe.
Eigentlich ja, aber manchmal führt ein Umweg zum Ziel. Bei der Berufsberatung in der Abi-Klasse kamen die Berater aufgrund meiner Leistungskurse Mathe und Englisch erst einmal auf Lehramt. Als ich dann sagte, ich würde gerne etwas mit "Umwelt" machen, rieten sie mir zum Chemie-Ingenieur, womit ich dann auch anfing. Aber das war überhaupt nicht das meine. Nebenbei ließ ich mich beim Roten Kreuz ausbilden und hatte einen Ausbilder, der mir die Welt ganz neu erklärte. Auch die Berufswelt. Und er riet mir zu einem Studium der Psychologie. Das würde meiner Art zu denken und in Zukunft denken zu wollen entgegen kommen.
Erste Hilfe auch bei der Lebensplanung sozusagen. Haben Sie diese befolgt?
Mit diesem Rat und meinem Studienwechsel war auf einmal die innere Handbremse weg. Ich hatte etwas, das mich begeisterte und mit dem ich begeistern konnte. Vor allem als ich einen Praxis-Workshop ins Leben rief und Praktiker an die Uni einlud, die zu einer Frage Auskunft gaben: "Wie wurden Sie, was Sie jetzt sind." Spannende Lebenswege wurden uns Studenten da vorgestellt, aufregende Biographien, entscheidende Etappen. Und häufig wurde von den Vortragenden das Institut für Systemische Professionalität genannt. Also war klar, dass ich das kennenlernen wollte.
Was war das Besondere am isb?
Der Ansatz des Systemischen hat mein Leben komplett verändert. Durch multiple Perspektiven auf die Welt zu blicken, erweitert den Blick und macht mich zu dem, was ich bin.