Mittwoch, 9. März 2016

Man kann nicht nicht kommunizieren

Kommunikation schafft Verbindung

Man kann nicht nicht kommunizieren, das stellte Watzlawick fest. Kommunikation ist gerade bei Veränderungsprozessen das Bindemittel, das alle zusammenhält. Manchmal wirkt Kommunikation auch wie ein Schmiermittel, das Veränderungen möglich und gestaltbar macht. Das sagte nicht Watzlawick, das behaupte ich. 


Bei unserem dritten Baustein am isb in Wiesloch geht es um Diagnose und Architektur von Veränderungsprozessen.
Und damit um die Frage, wen brauche ich wann auf welcher Bühne, um neue Projekte oder Vorhaben umzusetzen. Dabei gilt es erst einmal, sich genau anzusehen, wie der Status Quo, die Rollenverteilung, das wirtschaftliche und soziale Umfeld sind, auf welche Kompetenzen man zurückgreifen, welche man neu schaffen kann, wo die Chancen und Grenzen liegen. Als praktisches Hilfsmittel dient das Diagnose Rad.

Dass dieses Rad etwas ins Rollen bringt, zumindest in unseren Köpfen, erproben wir in Kleingruppen mit je einem konkreten Change-Fallbeispiel.


Was sich dabei herauskristallisiert, ist die Wirkung von Hypothesen: Sie öffnen die Perspektive, machen neue Denk- und Aktionsansätze möglich. Und sie liefern die Grundlage für die Architektur der Veränderung. Diese Architektur hat ganz viel mit dem Häuserbauen zu tun. Wie beim Bauen bedarf es ein tragfähiges Fundament und eine ausbalancierte Statik. Aber, und das ist ein wesentlicher Unterschied, die Architektur von Veränderungsprozessen ist eine Skizze, kein Masterplan. Daher sind nicht alle Phasen von der Planung bis zum Richtfest in Stein gemeißelt. Es darf feingetunt, manchmal auch nachgebessert werden, wenn die Erfahrungen zeigen, dass eine Akzentverschiebung den Veränderungsprozess fördert. Denn es geht schlussendlich darum, gemeinsam etwas aufzubauen, das den internen und externen Anforderungen adäquater entspricht als das Bisherige.

Kommunikation bedeutet Mit-Teilen

Was mir dabei wesentlich erscheint ist, dass alle auch wissen, dass gebaut wird, wozu gebaut wird und wie das Haus aussehen wird (um im Architektur-Bild zu bleiben). Kurzum es geht um Kommunikation. Um mein Steckenpferd. Und um das, was jede Gemeinschaft und damit auch ganz wesentlich ein Unternehmen im Innersten zusammenhält. 




Zugegeben, man kann auf viele Arten kommunizieren. Man kann auf alle Fälle nicht nicht kommunizieren. Neben dieser treffende These hat Paul Watzlawicks noch vier weitere Axiome, also Grundsätze, zur menschlichen Kommunikation formuliert:
  1. Man kann nicht nicht kommunizieren.
  2. Jede Kommunikation hat einen Inhalts- und einen Beziehungsaspekt.
  3. Kommunikation ist immer Ursache und Wirkung.
  4. Menschliche Kommunikation bedient sich analoger und digitaler Modalitäten.
  5. Kommunikation ist symmetrisch oder komplementär. 
Klingt kompliziert, ist aber eine Selbstverständlichkeit, wenn wir miteinander sprechen. Wir wissen um die Rolle von Mimik und Gestik, kennen die Begeisterung oder Erklärkraft, die Bilder erzeugen können, bedenken bzw. respektieren die Beziehungsebenen. Und wir bauen diese unwillkürlich in unsere Gespräche ein. Solange wir uns privat unterhalten, solange die Gespräche von Mensch zu Mensch stattfinden. Aber genau die gleichen Mechanismen greifen auch bei Kommunikationsprozessen in Unternehmen.

Change-Kommunikation 

"Change-Kommunikation gilt als eine der Grundstützen, damit Change Management nachhaltig gelingt. Denn gerade in Prozessen des (ständigen) Wandels ist es notwendig, die richtige Information zur richtigen Zeit am richtigen Ort in der richtigen Qualität und Menge zu erhalten. Kommunikation bildet die Transformation nicht nur ab, sondern wird zu einem bestimmenden Faktor des Prozesses", schreiben die Kommunikationslehrbücher. Und empfehlen weit vor dem eigentlichen Change mit einer sensibilisierenden, zum Wandel motivierenden Kommunikationsphase zu beginnen, den Wandel kommunikativ zu begleiten und nicht zu früh aufzuhören, sondern eine konsolidierende Kommunikation sicherzustellen, um Mitarbeiter und Kunden mit "auf die Reise" zu nehmen. Und sie zeigt, wann wer auf welcher Bühne aktiv ist. Geplant und festgehalten wird das in einer Skizze, dem sogenannten Architekturmodell

Kommunikation als Treibstoff

Kommunikation wirkt, um im Architekturmodell zu bleiben, wie die Energieversorgung eines Hauses. Ohne ihr bliebe das Gebäude dunkel, kalt und in sich abgeschlossen. Mit ihr gibt es Licht, Wärme und vielfache Vernetzungen nach außen. 

Welche Informationen bleiben

Das menschliche Gehirn wird allerdings mit Informationen geflutet. Und es schützt sich, wählt aus, verwirft. Das meiste davon geschieht in den ersten 300 Millisekunden. Also ziemlich schnell. Wie Experimente mit Hilfe des EEG und der funktionellen Magnetresonanztomographie zeigten, gibt es aber Mechanismen, die dabei helfen, als Information wahrgenommen und erinnert zu werden: Vorkenntnisse haben bei der Gedächtnisbildung eine wesentlich Funktion ebenso wie Gefühle eine wichtige Rolle spielen.   
"emotion is the fast lane to the brain."

2 Kommentare:

  1. Wie habe ich es im Kopf? "Sprechenden Menschen kann geholfen werden". Und auch, wenn wir nicht sprechen: Wenn wir und öffnen und mitteilen, kann die Veränderung gut werden...

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  2. Da gebe ich Dir komplett Recht, liebe Claudia. Alles andere würde ja Gedankenlese-Fähigkeiten beim Gegenüber voraussetzen. Und das wäre eine hohe Hürde für gelungene Kommunikation und Veränderung

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